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Wie das Virus der Telemedizin zum Durchbruch verhilft

von Andreas Nölting am 31. Juli 2020

Telemedizin

„Corona beschleunigt die Digitalisierung in den Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen enorm, macht die Vorteile der Telemedizin evident."

Plötzlich ist alles anders. Die Corona-Krise hat die Welt, wie wir sie bisher kannten, in wenigen Wochen fundamental verändert. Das Virus beschleunigt den digitalen Wandel unserer Gesellschaft. Wo es vorher Bedenken gab, sind diese nun nahezu verstummt.

Das gilt gerade auch für die Gesundheitsbranche, die im Kampf gegen das Virus und um das Leben der Infizierten besonders betroffen ist. „Corona wirkt wie ein Katalysator, beschleunigt die Digitalisierung in den Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen enorm, macht die Vorteile der Telemedizin evident“, beobachtet Professor Michael Jöbges, ärztlicher Leiter der Schmieder Kliniken und damit verantwortlich für 2.500 neurologisch erkrankte Patient*innen, die jährlich in Konstanz behandelt werden. Jöbges ist zugleich im medizinisch-wissenschaftlichen Beirat von Caspar Health, kennt sich also beim Thema Digitalisierung der Kliniken bestens aus. Die Schmieder Kliniken hatten schon vor der Pandemie begonnen, die Caspar-Plattform zu implementieren. Zum Glück. So konnten die Verantwortlichen trotz Abstandsgebot und Hygienevorschriften die Behandlungskapazitäten ausbauen und die Reha-Patient*innen in der Klinik mit der digitalen Plattform, auf der es bereits über 800 Übungen gibt, trainieren. 

Ähnliche gute Erfahrungen mit den digitalen Helfern hat Dr. Horst Reich, Chefarzt Orthopädie der Brandenburgklinik, gemacht: „Die Corona-Pandemie hat uns kalt erwischt. Wir mussten alle Patient*innen entlassen, die Klinik komplett desinfizieren und durften sie erst dann wieder aufnehmen“. Da in der Klinik die strengen Abstandsregeln galten und sogenannte Hands-On-Therapien dadurch erschwert wurden, war es ein Vorteil, dass Caspar als Alternative bereits zum Einsatz bereitstand. “Das Training mit der Plattform konnte die hohe Nachfrage und die Überbeanspruchung der medizinischen Fachpersonals teilweise ausgleichen, also die „Kapazitäts-Lücke schließen“, erklärt Reich.  Die Telemedizin sei rasant auf dem Vormarsch, beobachtet der Orthopäde, der selber eine stark besuchte Videosprechstunde anbietet. Es gebe noch viele andere Einsatzmöglichkeiten für die medizinische Hilfe. In 10 Jahren, so schätzt Reich, würden rund 30 Prozent der medizinischen Leistungen durch digitale Lösungen erbracht. 

Natürlich gab und gibt es bei den Verantwortlichen in den Kliniken Bedenken gegenüber dem Pandemie-forcierten Vormarsch der Telemedizin. Vor allem der Schutz der Patient*innendaten war in den Schmieder Kliniken ein elementares Thema und ist auch der Deutschen Rentenversicherung besonders wichtig. Durch Corona habe sich allerdings die „Gewichtung“ verschoben, sagt Jöbges: „Wir haben gesehen, dass immer mehr Kliniken mit Caspar arbeiten und  das Datenschutzkonzept sehr gut ist. So wurden unsere Bedenken geringer.“ Dass bereits 300 von 1.000 medizinischen Reha-Einrichtungen und 14 der 20 größten Klinikketten die Plattform nutzen, hält Jöbges für einen „Ritterschlag“, der den Durchbruch beschleunigt habe.

Thematisiert wurde bei Schmieder auch der Besitz der Daten, also auf welchen Servern genau diese gespeichert werden. Denn Big Data – also die Analyse und Verknüpfung aller Patient*innendaten - kann therapeutische Verfahren enorm verbessern, sich genauer den Bedürfnissen des jeweiligen Patienten oder der Patientin anpassen. Diese persönlichen Daten verbleiben auf den Servern der Kliniken und eben nicht bei Caspar Health. Man müsse den Gründern aber dennoch glauben, mit dem sensiblen Thema verantwortungsvoll umzugehen, sagt Jöbges: „Und wir vertrauen ihnen.“ Der Datenschutz bleibt ein wichtiges Thema: Immerhin sind bis Ende Juni 2020 in den 300 Partner-Kliniken bereits mehr als eine Millionen Übungen mit Caspar absolviert worden. In 2019 waren es insgesamt 600.000. 

Keine Frage, die Digitalisierung der Gesundheitsbranche lässt sich nicht mehr aufhalten. Selbst wenn das Corona-Virus irgendwann einmal verschwinden sollte, gibt es kein Zurück mehr, sondern ein „Neues Normal“, das digital geprägt ist. Natürlich dürfen wir nicht zu Fortschritts-gläubig in die neue Zeit vorpreschen, schon gar nicht bei dem wichtigen Thema Gesundheit. Doch die Vorteile, die eine Plattform wie Caspar für alle vier Stakeholder schafft, sind offensichtlich, jeder profitiert:

1. Patient*innen: Die Caspar-App ermöglicht erstmals die Grenzen des zeitlichen und örtlichen Therapiezugangs zu überwinden und gibt allen Menschen die Chance, jederzeit und überall zu trainieren. Die mühsame Anfahrt entfällt, Therapeut*innen können dennoch die Ergebnisse des Trainings im Netz verfolgen und, falls nötig, eingreifen. So wird die persönliche Nachsorge verbessert, der medizinische Erfolg optimiert.

2. Medizinische Einrichtungen: Mit dem Einsatz der virtuellen Therapieplattform machen die medizinischen Einrichtungen einen großen Schritt in die digitale Zukunft. Sie können ihre Patient*innen besser behandeln, an sich binden und nachhaltig betreuen. Und Caspar verbessert die ökonomische Situation der Kliniken, schafft zusätzliches Umsatzpotenzial und spart Kosten. Zudem können die Leistungen in der Nachsorge genau wie die analoge Therapie bei der Deutschen Rentenversicherung abgerechnet werden - das bieten den Kliniken also auch einen finanziellen Vorteil.

3. Therapeut*innen: Sie zählen zu den raren, gesuchten Fachkräften, die für die Gesundheit der Menschen enorm wichtig sind. Die Ergänzung durch eine digitale Komponente macht die gesamte Branche zukunftsfähiger. Kaum ein*e Therapeut*in befürchtet, durch digitale Komponenten verdrängt zu werden. „Unser Berufsbild wird durch die digitale Komponente eher gestärkt,“ meint Andreas Heupel, Bereichsleiter im Ambulanten Rehazentrum Koblenz.

4. Kostenträger: Auch die Kranken- und Rentenkassen profitieren von medizinischen, digitalen Plattformen wie Caspar. Denn wenn die Patient*innen nachhaltiger behandelt werden, werden sie womöglich schneller gesund und können damit früher wieder an ihren Arbeitsplatz. Das ist gut für die öffentlichen Finanzen.

Fazit: So schlimm die Pandemie auch bisher wütet – der Durchbruch der Telemedizin ist gelungen und lindert ein wenig die weltweiten Schmerzen.