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Digitalisierung leicht gemacht! Teil 1

von Luisa Schumann am 16. September 2019

Digitalisierung Caspar-App

Ein Verwaltungsleiter und eine Physiotherapeutin berichten von ihren Erfahrungen bei der Implementierung von digitalen Prozessen im Unternehmen.

Digitalisierung - kaum ein Wort kann so viel Begeisterung und Angst zugleich auslösen. Digitalisierungsprozesse in Unternehmen machen vieles leichter und doch steht im Hintergrund immer die Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Trotzdem führt für Unternehmen, die mit der Zeit gehen und konkurrenzfähig bleiben wollen, letztlich kein Weg an der Digitalisierung elementarer Prozesse vorbei. Doch wie gelingt es, Prozesse reibungslos und mit der Unterstützung der Mitarbeiter zu digitalisieren? Worauf muss geachtet, was muss überprüft werden? Welche Schritte sind nötig, um digitale Prozesse erfolgreich in den Arbeitsalltag zu implementieren? Darum soll es in der neuen Serie “Digitalisierung leicht gemacht” gehen. Erfahren Sie in den nächsten Wochen und Monaten auf dem Blog, wie Sie und Ihr Unternehmen von der digitalen Revolution profitieren können. 

TEIL 1 - Teamwork makes the dream work

Für die Reise in die Digitalisierung müssen die Reiseleiter häufig gar nicht gesucht werden; sie präsentieren sich in den Organisationen zuweilen von selbst. Mark Förste zum Beispiel konnte sich schon immer für digitale Lösungen begeistern. “Ich bin ja in dieses Zeitalter hineingewachsen. Als ich zur Grundschule ging, kam der Computer gerade in der Gesellschaft an, einige Jahre später nutzte fast jeder das Internet und dann kam bald das Smartphone. Als Betriebswirtschaftler liegt es außerdem nahe, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen, allein um die Möglichkeiten der Prozessoptimierung zu nutzen. Ich finde es super, auch mal neue Wege zu gehen.“ 

Leiter der Verwaltung Mark Förste freut sich über die Innovation in der Klinik. ©Toskanaworld

Leiter der Verwaltung Mark Förste freut sich über die Innovation in der Klinik. ©Toskanaworld

Der 36-jährige sitzt im Anzug und mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht in einem Tagungsraum des Klinikzentrums Bad Sulza. Erst seit knapp einem Jahr ist er Verwaltungsleiter der Rehabilitationsklinik, doch bereits seit April ist die Therapie teilweise digitalisiert. Dass Förste stolz darauf ist, die Reha-App Caspar so schnell in das Klinikleben integriert zu haben, ist nicht zu übersehen. Ein Bekannter erzählte ihm von der Möglichkeit, die manuelle Therapie durch diese App zu erweitern und kurze Zeit später forderte er einen Demozugang an. So lernte er, dass individuelles Training und Gruppentherapie sich nicht ausschließen. Die Patient*innen erhalten per App einen individuellen Therapieplan und können dann in dem mit Bildschirmen ausgestatteten Therapieraum zeitgleich ihre individuellen Übungen durchführen. “Dadurch entsteht eine Gruppendynamik und die Patient*innen motivieren sich gegenseitig, das ist toll zu sehen”, schwärmt Förste. 

Wenn er Dinge sagt wie “Unterstützung der Therapie”, “Erweiterung der Möglichkeiten” oder “Verstärkung der Ressourcen”, strahlt er dabei solche eine Begeisterung aus, dass es sicherlich schwer ist, sich davon nicht anstecken zu lassen. Doch wie reagierte das therapeutische Team der Klinik auf die neue Idee? Herrschte hier die gleiche Begeisterung? “Nicht unbedingt”, erklärt der Verwaltungsleiter. “Am Anfang lief es etwas schleppend. Nicht alle waren gleich von der neuen Technik überzeugt.”

Auch Julia Koch hatte Zweifel, als sie das erste Mal von dem Training per Bildschirm hörte. “Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Gruppentraining vor dem Bildschirm die gleichen Erfolge bringen würde wie das Einzeltraining mit Therapeut. Damit war ich auch nicht alleine, ein großer Teil unseres Therapie-Teams hatte Bedenken”, erklärt die 31-jährige. 

Doch: „Physiotherapeuten können nicht ein Leben lang auf einem Stand bleiben, wir müssen uns auch weiterentwickeln. Außerdem bin ich ja in einer Generation aufgewachsen, die für solche Dinge offen ist. Spätestens als ich es selber ausprobiert habe dachte ich, na gut, das kann man ja mal versuchen.“ 

Julia Koch ist leitende Physiotherapeutin. Sie hat sich maßgeblich für die digitale Therapieform eingesetzt. ©Toskanaworld

Julia Koch ist leitende Physiotherapeutin. Sie hat sich maßgeblich für die digitale Therapieform eingesetzt. ©Toskanaworld

Koch war also für die ersten Schritte in die Digitalisierung gewonnen, doch wider Erwarten waren es gar nicht mal nur die älteren Kolleg*innen, die Zweifel hatten. „Das zog sich durch alle Altersgruppen. Die Überzeugungsarbeit war sicherlich eine der größten Herausforderungen“, erinnert sich Förste. Aber mit der Entscheidung, Julia Koch mit ins Boot zu holen, hatte der Verwaltungsleiter bereits einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Digitalisierung erreicht: Er hatte eine Mini-Taskforce gebildet. Dies ist wichtig, denn zum einen können so Aufgaben verteilt werden, zum anderen ist es leichter, das Kollegium zu überzeugen, wenn nicht einer alleine für die Sache kämpfen muss. Die beiden durchliefen nun einen völlig normalen Prozess, denn: Veränderung bereitet zuweilen Angst. Es ist also vor allem wichtig, den Kolleg*innen zuzuhören und über ihre Sorgen zu sprechen. 

Für das Klinikzentrum in Bad Sulza sei die größte Angst die gewesen, den Kontakt zu den Patient*innen zu verlieren, erklärt die leitende Physiotherapeutin. So war es dem therapeutischen Team natürlich wichtig, von Julia Koch als Therapeutin zu hören, dass sie das neue Training für geeignet hält. “Man kann dann einfach viel besser von Therapeut zu Therapeut sprechen. Ich hatte ja am Anfang die gleichen Bedenken und habe sofort verstanden, worum es den Kollegen ging”, berichtet Koch. So konnten Koch und Förste die noch zweifelnden Therapeut*innen überzeugen und ernannten das Physio-Team sogleich zum “Digitalisierungsteam Therapie”. Damit haben sie selbst Einfluss darauf, wie es zukünftig mit den Prozessen weitergehen soll und tragen Verantwortung für diesen wichtigen Bereich. Außerdem wollen sie nun nach und nach die Kolleg*innen der Ergotherapie und Ernährungsberatung mit ins Boot holen und damit die beratende Rolle einnehmen, die Julia Koch noch vor wenigen Monaten ihnen gegenüber eingenommen hat. “Wir planen, nach und nach mehr Berufsgruppen mit der digitalen Therapie vertraut zu machen. Nur so sind wir sicher, dass auch die Akzeptanz im Kollegium dafür da ist. Alles was neu ist kommt ja zur normalen Arbeit hinzu, deswegen wollen wir das gut dosieren. So ist es einfacher für die Therapeutinnen und Therapeuten, sich nach und nach mit dem neuen Programm vertraut zu machen.”

Patienten beim Caspar Training

Training auf der Caspar Fläche. ©Toskanaworld

Caspar Fläche

Training auf der Caspar Fläche. ©Toskanaworld

Damit also steht das erste Digitalisierungsprojekt des Klinikzentrums Bad Sulza: ein Betriebswirtschaftler und eine Physiotherapeutin haben sich der Aufgabe angenommen, den Alltag in der Rehabilitationsklinik etwas moderner und effizienter zu gestalten. Doch der digitalisierungsbegeisterte Verwaltungsleiter Förste denkt schon weiter: auch das Klinikinformationssystem wird momentan digitalisiert. Knapp ein Jahr nach der ersten Idee ist die Klinik also auf dem besten Weg in die Zukunft. “Wir müssen jetzt einfach weitermachen. Denn der Zug des digitalen Wandels fährt schon. Und wenn wir jetzt nicht einsteigen, ist er weg”, sagt Förste mit einem Lächeln. Zum Glück muss er den Zug nicht alleine fahren, denn mindestens das Physiotherapie-Team kommt jetzt schon mit auf die Reise.