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Interview

Ein besonderer Rückblick und Ausblick auf nahezu 7 Jahre Caspar Health

von Jann Gerrit Ohlendorf am 13. Mai 2022

Mitgründer Benjamin Pochhammer über unerwartete Herausforderungen, heimliche und offensichtliche Höhepunkte sowie seine Zukunftspläne außerhalb von Caspar Health.

Hey Benjamin, nach mehr als 6 Jahren ist ein Unternehmen noch jung, aber kein Startup mehr. Wie siehst Du Caspar Health heute aufgestellt?

So gut aufgestellt wie jetzt, waren wir definitiv noch nie: Das Management-Team hat gerade erst mit einem CFO Verstärkung erhalten. Für die weitere positive Entwicklung der kombinierten Versorgung mit unserer virtuellen Klinik, die mir besonders am Herzen liegt, sehe ich mit unserem ärztlichen Leiter, Dr. med. Filippo Martino, und seinem hoch motivierten Team wirklich exzellente Voraussetzungen.

Das Management-Team von Caspar Health mit Benjamin Pochhammer

Das Management-Team von Caspar Health mit Benjamin Pochhammer

Es stimmt auch, dass sich Caspar Health viel vom Spirit eines jungen Unternehmens bewahrt hat. Dass wir wirklich etwas bewegen wollen, wie motiviert das gesamte Team ist, wie international und auch sonst vielfältig, das spüren alle, die mit uns zu tun haben. Caspar Health fühlt sich wie ein junges Unternehmen an. Das sollte unbedingt so bleiben! Als Geschäftsführer ist es meiner Ansicht nach die Hauptaufgabe, ein starkes und gutes Führungsteam zu etablieren - das ist uns gelungen.

Ist das auch ein Grund, warum Caspar Health, vergleichsweise ohne viel Aufsehen, so eine starke Marktstellung aufbauen konnte?

Das war auch das Resultat jahrelanger Arbeit. Und die unbefristete Anerkennung für die multimodale Tele-Reha-Nachsorge durch die Deutsche Rentenversicherung Anfang des Jahres war für uns alle dann eine besondere Belohnung. Jahrelang haben wir darauf hingearbeitet, Studien durchgeführt, Schnittstellen analysiert und unsere Prozesse auf alle Anforderungen abgestimmt. Wir haben ein sehr tiefes Verständnis der Regularien der Kostenträger und der Bedürfnisse unserer Kund*innen gewonnen und können das in unseren Angeboten berücksichtigen. Das honorieren unsere Kund*innen, das hat uns so schnell wachsen lassen.

Jetzt gibt es die kombinierte Versorgung für immer mehr Patient*innen. Rund 200 Partnerkliniken arbeiten inzwischen mit Caspar Health in der Rehabilitation zusammen. Ist damit für Dich eine Aufbauphase abgeschlossen?

Ja, das sehe ich so. Es hat mir große Freude bereitet, weil ich zusammen mit dem Team unserer virtuellen Klinik immer wieder ganz direkt den positiven Impact erleben konnte, den unsere kombinierte Versorgung bei den Patient*innen hat. Mit Hilfe von Caspar Health konnten wir nicht nur den Rehabilitationserfolg verstetigen, sondern in vielerlei Hinsicht verbessern. Das können wir mit Studien nachweisen und, weil wir ein digitales Unternehmen sind, auch mit unserer Dokumentation – oder eben tagtäglich live erleben. Auch das ist etwas Besonderes an Caspar Health. Gerade, weil Caspar Health jetzt so gut aufgestellt ist und wir nach Jahren des Aufbaus eine so gute Position für uns erreichen konnten, habe ich für mich persönlich den Schritt gefasst, meine Aufgaben als Geschäftsführer im Juni 2022 in kompetente andere Hände in unserem inzwischen verstärkten Führungsteam zu legen.

Über diesen kontrollierten Abschied sprechen wir noch – und auch darüber, warum Du Caspar Health weiter verbunden bleibst. Lass uns erst noch einmal daran teilhaben, was Dir die 6 Jahre mit und für Caspar Health persönlich bedeutet haben. Was ist so gekommen, wie Ihr Euch das als Gründer-Trio im Herbst 2015 erhofft hattet und was war ganz anders?

Die fast 7 Jahre, die wir gemeinsam von der Grundidee bis heute gearbeitet haben, waren in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Mit Freunden zusammen ein Unternehmen zu gründen, ist ein echtes Geschenk und sehr emotional. Wir haben fast jeden Tag miteinander verbracht und die Reha für uns neu erfunden. In einem für mich neuen Umfeld der Medizin und Therapie habe ich gelernt, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit durch die extremen Regularien deutlich reduziert wird, auf der anderen Seite allerdings der Nutzen hoch ist, jedenfalls ist das bei uns so.

Persönlich habe ich herausgefunden, dass es deutlich mehr motiviert, an etwas zu arbeiten, das einen positiven Mehrwert etwa für die Umwelt, die Gesellschaft oder den einzelnen Menschen schafft.

Somit sind im Grunde all meine Wünsche in Erfüllung gegangen und das gibt mir jetzt die Freiheit, einen neuen Weg einzuschlagen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Die Höhepunkte sind definitiv der Erfolg, dass unsere Wirksamkeit durch die Kostenträger anerkannt worden ist und wir die kombinierte Versorgung im Deutschen Gesundheitswesen eingeführt haben und nun daran arbeiten können, quasi den Goldstandard in der Rehabilitation und Nachsorge neu zu definieren.

Nun steht ein neues Kapitel für Dich an. Dass wir hier so locker darüber sprechen können, macht ja eines schon klar: Dieser Abschied ist gar kein kompletter, oder?

Ihr könnt auf meine fortlaufende Anteilnahme an der weiteren Entwicklung zählen und meine Anteile an Caspar Health behalte ich natürlich auch, weil ich mehr denn je an dieses Unternehmen und das Team glaube. Caspar Health wird immer einen besonderen Platz in meinem Leben haben. Wer kann schon von sich sagen, zusammen mit seinen besten Freunden ein erfolgreiches Unternehmen gegründet zu haben? Und dann ist diese Freundschaft auch noch gewachsen und umfasst inzwischen viele weitere Casparianer*innen.

Wenn Du nun schon davon sprichst, dass Du etwas Neues machen willst, musst Du Dich auf weitere Fragen gefasst machen, was auf eine Auszeit ab Herbst 2022 folgen könnte: Bleibst Du der Healthcare-Welt treu, zieht es Dich wieder Richtung Internetgründungen oder hast du etwas ganz anderes vor?

Ich habe mich in den vergangenen Jahren bis zum heutigen Tage vollkommen auf den Aufbau und die Aufgabe, Caspars Wachstum in der digital unterstützten Rehabilitation zu fördern, konzentriert. Von daher werde ich mich persönlich diesen Sommer um meine Familie kümmern und privaten Dingen den Vortritt geben. Als nächstes werde ich mir Zeit für die Familie nehmen und mich danach zum einen vermehrt auf meine eigenen Startup-Beteiligungen konzentrieren und zum anderen weitere Business-Modelle evaluieren. Als langjähriger Tech Entrepreneur steht einer weiteren Neugründung “from Scratch” nichts im Wege. Im Aufbau von Unternehmen liegt mein Interesse, das ist eine Stärke von mir. Insbesondere Modelle mit einem positiven Impact, ob z.B. im Health oder Climate Bereich, schaue ich mir ganz genau an.