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Digitale Hilfe beim Kampf gegen Adipositas 

von Jann Gerrit Ohlendorf am 20. Mai 2022

Mit dem morgigen Europäischen Adipositas-Tag soll ein Problem in den Mittelpunkt gerückt werden, das vielfach tabuisiert ist, nicht selten verharmlost wird und für Betroffene oft mit wenig erfreulichen Reaktionen der Umwelt verbunden sein kann: Adipositas.

Vereinfacht gesagt ist Adipositas die Folge eines Energiehaushaltes, der dauerhaft nicht ausgewogen arbeitet, weil mehr Kalorien aufgenommen werden, als der Körper braucht. Der Überschuss wird vom Körper als Fett eingelagert - eine Bad Bank, die sich bald visuell und auf der Waage zeigt. Hinter einer Gewichtszunahme stehen unterschiedliche Faktoren, genetische ebenso wie bestimmte Krankheitsbilder oder Medikamente, oft aber auch ein Lebensstil, der wenig Bewegung zulässt. 

Das Problem eines durch zu viel Gewicht im wortwörtlichen Sinne überlasteten Körpers und der nachteiligen Folgen, etwa durch frühzeitigen Gelenkverschleiß, ist leicht zu verstehen; eine nachhaltige Gewichtsreduktion aber ist für viele Betroffene nur schwer zu erreichen. Dabei wird in Deutschland niemand mit der Diagnose Adipositas allein gelassen. Mit einer möglichst frühzeitig einsetzenden Therapie kann den auf Dauer sehr nachteiligen Konsequenzen von Adipositas wirkungsvoll begegnet werden. Wichtig ist für Betroffene, die Verbesserungen aus der Behandlung langfristig zu sichern. Wie das auch mit Hilfe von digitaler Therapie und Caspar Health in einer Adipositas-Intervallrehabilitation gelingen kann, wird in einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der DRV Knappschaft Bahn See (KBS) untersucht. 

 

Das dicke Ende kommt oft schleichend 

Fast jeder zweite Mann, beinahe jede dritte Frau gelten in Deutschland als übergewichtig - und leider ist eine Trendumkehr nicht in Sicht: Der Anteil übergewichtiger Menschen steigt in Deutschland seit Jahren - in allen Altersgruppen. Diese Entwicklung ist überaus beunruhigend. Denn was mit Übergewicht beginnt, endet nicht selten beim Krankheitsbild Adipositas; der Abstand zum Normalgewicht scheint dann unüberwindbar groß. Die gute Nachricht ist: Genau weil Adipositas eine sehr ernstzunehmende Krankheit ist, nicht selten verbunden mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose, Schlafapnoe (nächtlichen Atemaussetzern) oder Diabetes, können Betroffene auf Unterstützung vertrauen, etwa Kurse, die sie auf ein besseres, gesünderes Leben vorbereiten. Was viele nicht wissen: Bei einer Adipositas-Therapie geht es nicht einfach darum, eine Zeitlang weniger zu essen oder auch nur anders. Vielmehr muss es das Ziel sein, die gesamte Lebensweise so auszurichten, dass ein unbeschwertes Leben auf Dauer möglich ist. 

Am Europäischen Adipositas-Tag mag der Blick auf die Waage vielleicht mit einer Bestimmung des Body Mass Index verbunden sein - als grobe Leitlinie dafür, ob das eigene Gewicht Anlass zur Sorge bereiten könnte. Die Formel ist einfach: Körpergewicht/Körpergröße. Werte größer als 25 können Übergewichtigkeit bedeuten, liegt der BMI bei 30 und mehr, ist in der Regel bereits von einer Adipositas auszugehen. 

Im Studienprojekt von KBS, KIT und Caspar Health mit vier Kliniken der Knappschaft-Bahn-See, sowie zwei weiteren Kliniken als Kontrollgruppe, wird seit Sommer 2021 untersucht, wie gut eine digital begleitete Eigentrainingsphase den Betroffenen im Vergleich mit einer konventionellen Therapie dabei helfen kann, ihre Gesundheitsziele zu erreichen. Allen Patient*innen gemeinsam sind drei mehrwöchige Klinikaufenthalte, der Unterschied liegt in den jeweils sechsmonatigen Trainingsphasen dazwischen. Hierbei werden die Teilnehmer*innen der Interventionsgruppe von Caspar Health betreut. Im Fokus der Therapie stehen Elemente der Bewegungs- und Ernährungstherapie und entsprechend werden Praktikabilität, Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz nicht allein am Körpergewicht oder dem Body Mass Index festgemacht. Besonders relevant ist auch, ob eine Gewichtsabnahme auch mit der erhofften Verbesserung der Lebensqualität verbunden ist, ob nun mehr körperliche Aktivität und ein gesünderer Lebensstil selbstverständlicher und positiv empfundener Teil des Lebens geworden sind. Ein abschließendes Ergebnis wird im Juni 2023 erwartet.

Link zur Studie

Fachinformationen über Adipositas