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Digitalisierung in der Kinder- und Jugendreha

von Isabelle Scheer am 03. Dezember 2021

Corona-Pandemie und Digitalisierung standen im Fokus der diesjährigen Jahrestagung des Bündnis Kinder-und Jugendreha e.V. in Berlin. Lösungsansätze wurden aktiv mit Vertreter*innen von medizinischen Einrichtungen und Repräsentant*innen der DRV diskutiert.

Bei der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen spielt auch die Rehabilitation eine entscheidende Rolle. Damit haben sie die Chance, nach Gesundheitsproblemen oder bei chronischen Krankheiten ihre Lebensqualität im Alltag sowie die Leistungsfähigkeit in Schule und Ausbildung zu sichern und zu verbessern. Und das kommt nicht selten vor: Ungefähr 35.000 Kinder und Jugendliche nehmen jedes Jahr eine stationäre Rehabilitation wahr, und das ambulante Angebot wird zusätzlich stetig ausgeweitet.

Mit der Corona Pandemie traten wesentliche Veränderungen im Angebot und Bedarf der Kinder- und Jugendreha ein. Abstands- und Hygieneregeln mussten beachtet werden und Ängste oder Quarantäne führten zu Terminabsagen, einer Reduktion von Behandlungen oder kompletten Schließungen von Einrichtungen. Gleichzeitig leiden viele Kinder an den Folgen eines Post-/Long-Covid-Syndroms oder der sozialen Isolation, was den Reha-Bedarf insgesamt maßgeblich erhöht.

Das Bündnis Kinder und Jugendreha geht diese Herausforderungen aktiv an. Die diesjährige  Jahrestagung am 09. und 10. November 2021 in Berlin stand unter dem Motto: “Die Kinder- und Jugendreha bewältigt die Folgen der Corona-Pandemie”. Wichtige Vertreter*innen von medizinischen Einrichtungen und Repräsentanten der Deutschen Rentenversicherung waren in Berlin vor Ort und haben in Vorträgen und Arbeitsgruppen über die Auswirkungen der Pandemie diskutiert und Lösungsansätze besprochen. Die Digitalisierung spielte hierbei eine zentrale Rolle, denn gerade jüngere Patient*innen sind digital affin und offen für alternative Angebote. 

Frank Merten (Caspar Health Lead Therapist) und Hanna Martus (Caspar Health Service Design Lead) haben mitdiskutiert, wie wir mit Caspar unterstützen können. Klar ist: Caspar steht für die Kinder- und Jugendreha noch in den Startlöchern. Aber es ist eine äußerst interessante Zielgruppe, die ganz andere Ansprüche und Bedürfnisse hat. Auch wenn die klassische Reha-Maßnahme ein zentraler Bestandteil bleiben wird, zeigen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Digitalisierung eindeutig, dass Möglichkeiten für eine digitale Reha oder Nachsorge sehr sinnvoll als Ergänzung sind. 

So soll eine digitale Nachsorge überall dort eingeführt werden, wo es gewünscht und zielführend ist oder es kein vor Ort Angebot gibt. Die digitale Betreuung übernimmt dann die Reha-Klinik oder Reha-Profis. Im digitalen Setting können beispielsweise auch die Eltern oder Begleitpersonen besser in die Nachsorge eingebunden werden. Dies kann dabei helfen, die Therapie nachhaltiger zu machen und in den Alltag zu integrieren. 

Hanna Martus, Frank Merten (Caspar Health) und Christian Seifert (Geschäftsführer REHA VITA Cottbus) im Gespräch. Die Einrichtung ist ein Kooperationspartner im Bereich Kinder- und Jugendreha. © Kinder- und Jugend-Reha im Netz

Ein zentraler Diskussionspunkt der Arbeitsgruppe war das Thema Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen. „Von der Arbeit über den Einkauf bis hin zur Partnersuche – die Online-Zeit wird gerade bei jungen Menschen weiter steigen. Entscheidend ist, welche Qualität diese Zeit hat und wie sie in der Therapie genutzt wird“, meint Jessica Vanscheidt, freie Social Media-Beraterin des Bündnisses. So waren sich alle Teilnehmer einig: Es ist eine schmale Gratwanderung. Können wir Kindern noch mehr digitale Lösungen an die Hand geben? Oder lernen sie genau dadurch den sinnvollen Einsatz, um in dem Fall beispielsweise ihre Gesundheit zu verbessern? Klar ist, dass Kinder und Jugendliche mit digitalen Medien aufwachsen und einen ganz anderen Umgang mit ihnen haben. Die langfristigen Auswirkungen müssen selbstverständlich noch weiter erforscht werden. Unbestritten ist: Die Übungen müssen an die Ansprüche und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen angepasst sein und ihnen Spaß machen. Und das ist keine leichte Aufgabe. So lautete ein O-Ton aus der Expert*innen Runde: “Überspitzt gesagt: Wenn ich es schaffen würde, dass Tele-Reha-Nachsorge süchtig nach mehr macht, dann hätten wir es geschafft. Da liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns.“

Eins ist eindeutig: Die Digitalisierung in der Reha ist auf dem Vormarsch und kann einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Einrichtungen darstellen. Insbesondere dann, wenn das Wunsch- und Wahlrecht noch weiter ausgebaut wird, sollten Kliniken gezielt auf digitale Inhalte setzen. Die ambulante Klinik REHA VITA in Cottbus setzt Caspar bereits erfolgreich im Bereich Kinder- und Jugendreha ein. Die digitale Therapie wird dort sehr gut angenommen.