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Reha goes digital – optimale Betreuung bei digitalen Therapieangeboten

von Isabelle Scheer am 07. Februar 2022

In einer Zeit, in der Angebote digitaler werden, profitieren alle von einer wachsenden Flexibilität. Gerade im Bereich der Reha-Nachsorge bringt das einige Vorteile mit sich. Wie auch die digitale Betreuung von Patient*innen erfolgreich gelingt, berichtet unsere Interviewpartnerin Nicole Kappler-Gröschner.

Nicole Kappler-Gröschner arbeitet als stellvertretende Leitung der Patient*innenbetreuung in der Tele-Therapie Klinik (TTK) der Zentren für ambulante Rehabilitation (ZAR). Dort versorgt sie hauptsächlich Nachsorge Patient*innen digital über die ZAR-Therapie-App, welche auf der Caspar Software basiert. Frau Kappler-Gröschner hat angewandte Gesundheitswissenschaften studiert und eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht. Vor ungefähr zwei Jahren, nach ihrer Elternzeit, ist sie von der klassischen Praxis zur TTK gewechselt. Die Arbeit an der Bank fehlt ihr dabei nicht. Auch per Telefon und (Video)-Chat lässt sich eine gute zwischenmenschliche Verbindung aufbauen, berichtet sie uns. 

Liebe Frau Kappler-Gröschner, was sind aus Ihrer Sicht die häufigsten Gründe für Patient*innen, ihre Therapie digital durchzuführen? 

Der häufigste Grund, den wir von unseren Patient*innen hören, ist die Flexibilität. Egal ob man im Schichtdienst arbeitet oder kleine Kinder zu Hause versorgen muss – die Nachsorge per App passt perfekt in den Alltag. Patient*innen können ihre Therapie zeit- und ortsunabhängig absolvieren. Diese Selbstbestimmung und Unabhängigkeit ist für viele ein enormer Vorteil.

Spielt die Corona-Pandemie hier eine besondere Rolle?

Ja, das merken wir schon. Wenn sich Patient*innen beispielsweise an bestimmte Regeln halten und sich vor jedem Termin testen müssen, macht das für sie vieles umständlicher und frisst noch mehr Zeit. Das gibt es zu Hause nicht. 

Außerdem fühlen sich speziell ältere Patient*innen als Teil der besonders gefährdeten Risikogruppe und haben Angst vor einer Ansteckung in der Einrichtung. Denn wenn mehrere Leute in einem Raum zusammen Sport machen, ist das Infektionsgeschehen deutlich unkontrollierbarer. Momentan haben wir auch vermehrt ältere Patient*innen, denn die klassischen Urlaubs- und Sportunfälle jüngerer Menschen sind in der Pandemie deutlich verringert. Zusätzlich sind die Krankheitsbilder multimodaler und teilweise schwerer, da viele, nicht notwendige, Operationen verschoben werden. Der einfache Kreuzbandriss taucht in der Reha bei uns aktuell also nicht so häufig auf. 

Viele Patient*innen haben durch Corona auch erst die Möglichkeit bekommen, ihre Nachsorge digital durchzuführen. Ich erinnere mich an eine Patientin, die die App gerne nutzen wollte, aber nicht die notwendigen Voraussetzungen der DRV, wie bestimmte Arbeitsbedingungen oder die Wohnortnähe zur Einrichtung, erfüllte. Durch Corona können nun “persönliche Gründe” einfach als Erklärung angekreuzt werden, wenn die Nachsorge digital durchgeführt wird. 

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von älteren Patient*innen zu dieser Art des Trainings und was hilft “weniger technik-affinen” Patient*innen im Umgang mit der App? 

Generell ist das Feedback sehr positiv und wir spüren besonders in der momentanen Situation eine hohe Bereitschaft, die digitale Nachsorge auszuprobieren. Es ist eine gute Alternative und mal etwas Frisches und Neues. 

Viele Patient*innen sind wirklich überrascht, dass ein echter Mensch hinter der App steht und sie eine*n Therapeut*in haben, mit dem/der sie jederzeit in Kontakt treten können. Diese Erkenntnis hilft bei der Durchführung enorm. Sie haben persönliche Therapeut*innen die sie betreuen, kontrollieren, einen Trainingsplan erstellen, neue Therapieziele besprechen oder auch bei Problemen mit der App-Nutzung helfen. Patient*innen können über alles reden und die Therapie wird den individuellen Bedürfnissen entsprechend angepasst. Diese Form der Unterstützung ist ein großer Pluspunkt, welcher vielen (noch) nicht bewusst ist.

Insbesondere Patient*innen, die sich mit Technik nicht gut auskennen, haben zu Beginn noch ein paar technische Herausforderungen zu meistern. Bei diesen Personen kümmern sich dann oft die Kinder oder Enkel darum oder natürlich auch wir Tele-Therapeut*innen. Schnell merken sie dann: Die App ist kein Hexenwerk. Sie ist simpel und verständlich aufgebaut, es gibt keine versteckte Werbung und auch wichtig: man kann nichts löschen, zerstören oder versehentlich kaufen bzw. abonnieren. Anfängliche Bedenken und Unsicherheiten können wir in der Kommunikation per Telefon und im Chat gut lösen. Dort gehen wir alles gemeinsam Schritt für Schritt durch. So habe ich auch bei der digitalen Betreuung das Gefühl, meine Patient*innen gut zu kennen. 

Vielen Dank für das tolle Interview!