Dunkle Jahreszeit - düstere Gefühle?
von Gastautorin am 10. Oktober 2024
Tipps für mehr Helligkeit im Leben von einer Psychotherapeutin aus dem Team der Caspar Clinic, digitales Centrum für Gesundheit.
Wie fühlt sich eine Depression an? Warum ist es so schwer, aus den eigenen Ängsten herauszukommen? Welche Folgen hat ein Burnout oder eine Suchterkrankung für die Familie?
Verständnis für Menschen mit einer seelischen Erkrankung zu schaffen und über die Auswirkungen sowie Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären, das ist das Ziel des heutigen Welttags der seelischen Gesundheit oder wie es international heißt, des World Mental Health Day, der seit rund 30 Jahren immer am 10. Oktober stattfindet. Gleichzeitig ruft das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit zu dieser Zeit zur Bundesweiten Woche der seelischen Gesundheit auf.
Anlass für unsere Autorin, Psychologische Psychotherapeutin in der Caspar Clinic, digitales Centrum für Gesundheit, von ihrer Arbeit mit psychischen Erkrankungen und ihren eigenen Erfahrungen zu berichten.
Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. (Aristoteles)
Ich liebe meinen Beruf, doch aufgrund meiner Sehbehinderung musste ich über Jahre jeden Tag lange Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu meiner Arbeitsstelle fahren oder um Hilfe bitten, damit jemand mich mitnahm. Eine Situation, die mich sehr belastete. Dann wurde ich auf Caspar Health aufmerksam – und erkannte die Möglichkeit, meinen Beruf auszuüben, ohne jeden Tag strapaziöse Fahrten auf mich zu nehmen oder auf Hilfe angewiesen zu sein. Als Online-Therapeutin im Homeoffice, die über das Internet in Kontakt mit ihren Patient*innen steht, wurde ich unabhängig und wieder glücklich mit meiner Arbeit. Eine Entscheidung, die mein Leben spürbar verbessert hat – und sich positiv nicht nur auf mich, sondern auch auf meine Arbeit und letztlich das Wohl meiner Patient*innen auswirkt.
Ich musste es selbst mühsam lernen: Signale wahrnehmen, die der Körper sendet, erkennen, was einen belastet, mit der Belastung umgehen, Wege suchen, die einen aus der Situation herausführen, die eigenen Stärken entdecken, verstehen und annehmen, was einen mit Freude und Lebendigkeit erfüllt.
Ich denke an den Patienten, der seit seiner Kindheit begeistert Tischtennis und Badminton gespielt hat. Nun leidet er unter Arthrose und kann den Sport, den er so liebt, nicht mehr ausüben. Für ihn war das wie ein Schock, aber er hat einen Weg gefunden: Er ist auf Billard umgestiegen und spielt nun aktiv in einer Mannschaft. Dies spornt ihn an und gibt ihm seinen Selbstwert zurück.
Ich denke an die Patient*innen, die die Caspar App für ihr Training nutzen und sich aktiv um ihre Gesundheit kümmern. Oder an die Psy-RENA-Teilnehmer*innen, die sich darüber austauschen, wie sie Übungen für die seelische Gesundheit in ihren Alltag einbauen können.
Doch was ist seelische Gesundheit eigentlich? Ist die Seele (griech. Psyche) etwas, das losgelöst oder unabhängig vom Körper ist? Kann unser Körper gesund werden, wenn die Seele es nicht ist?
Ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens
Seelische Gesundheit ist ein wichtiges Thema, mit dem wir uns bei Caspar Health und in der digitaleln Caspar Clinic sehr intensiv beschäftigen, nicht nur zum heutigen „Internationalen Tag der seelischen Gesundheit“. Wir betreuen viele Patientinnen und Patienten mit chronischen und psychosomatischen Erkrankungen, in unterschiedlichen Ausprägungen. Das Zusammenspiel von Psyche und Körper bzw. Nerven- und Immunsystem ist ein wichtiges Forschungsgebiet und ein maßgeblicher Faktor auch bei der Rehabilitation, der Nachsorge und der Prävention.
Seelische Erkrankungen wie Depression, Angstzustände oder Burnout gehören zu den häufigsten Diagnosen in Deutschland. Psychische Probleme nehmen seit Jahren zu, doch viele Erkrankungen bleiben unerkannt, denn nicht immer ist es leicht zu unterscheiden, ob es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt wie eine Stresssituation am Arbeitsplatz oder um eine anhaltende Störung oder Erkrankung.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Gesundheit als einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“
➡️ Was verstehen wir unter „Seele“?
Wir können sie uns als die Gesamtheit dessen vorstellen, was das Denken, Fühlen und Empfinden des Menschen ausmacht. Sie ist also unser Wahrnehmungs- und Interaktionsinstrument, mit dem wir über unseren Körper mit unserer Umgebung – und mit uns selbst – in Verbindung treten.
Wenn es um seelische Gesundheit geht, um das, was uns glücklich oder krank macht, müssen wir uns damit beschäftigen, welches die Voraussetzungen dafür sind und wie unser Denken, Fühlen und Empfinden beschaffen sein muss, damit wir uns in der Auseinandersetzung mit unserer Umwelt wohlfühlen können.
Wie würde ich einem guten Freund begegnen, der krank geworden ist?
Wie gehen wir mit uns selbst um, wenn es nicht so klappt, wie wir es gerne hätten? Wenn wir uns nicht wohlfühlen oder uns ärgern, sind wir oft sehr kritisch und ungeduldig mit uns selbst. Wir sind zornig und schimpfen über unseren Körper, der nicht mehr tut, was er soll. Selbst ein guter Freund würde schnell das Weite suchen, wenn wir uns ihm gegenüber so verhielten. Und so ergeht es unserer Seele. Sie leidet, die Stimmung und das Befinden werden immer schlechter. Kein Wunder, im Streit ist noch niemand gesund geworden.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit uns selbst freundlich und fürsorglich umgehen. Dass wir nachsichtig sind und Geduld haben.
Am besten nehmen wir uns jeden Tag ein paar Minuten Zeit für uns selbst. Ob wir uns mit lieben Menschen treffen, ob wir in die Natur gehen oder ein Hobby pflegen, ob wir Sport treiben, eine Runde mit Caspar trainieren oder uns mit Wissen und Wohlbefinden beschäftigen. Das kann wunderbar entspannend sein und sich noch besser anfühlen, als nur auf dem Sofa zu liegen und nichts zu tun. Wichtig dabei ist, dass wir unsere Bedürfnisse kennenlernen und uns an ihnen orientieren.
Die vier wichtigsten seelischen Grundbedürfnisse versorgen
Seelische Gesundheit bedeutet, dass unsere psychischen Grundbedürfnisse genauso gut versorgt sind wie die körperlichen. Wenn wir Hunger haben, essen wir, wenn wir müde sind, schlafen wir.
Kennen wir auch unsere psychischen Grundbedürfnisse und sorgen wir gut für sie? Welches sind diese Grundbedürfnisse überhaupt?
➡️ Bindung: Damit ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gemeint, die verbunden ist mit Anerkennung und Wertschätzung. Bin ich Teil einer Gruppe (Familie, Freunde, Kollegen, Vereinsmitglieder), in der ich mich wohlfühle?
➡️ Autonomie und Kontrolle: Kann ich mein Leben gestalten und Probleme selbstwirksam bewältigen? Wenn nicht, was kann mir dabei helfen? Muss ich Neues erlernen oder kann ich auf vorhandene Fähigkeiten zurückgreifen?
➡️ Lust und Unlustvermeidung: Das bedeutet Spaß am Leben haben und am Leben teilnehmen können. In welchen Aktivitäten kann ich den Alltag und die Sorgen vergessen, wann erlebe ich Freude und Zufriedenheit? Diese Momente sollten wir pflegen und regelmäßig in unseren Alltag einbauen.
➡️ Selbstwert: Dieser besteht aus dem Grundgefühl, willkommen zu sein, aus meinen Fähigkeiten und Kompetenzen – und aus den (positiven) Reaktionen meines Umfelds. Um meinen Selbstwert zu stärken, sollte ich mich auf meine positiven Eigenschaften konzentrieren, positive Kontakte pflegen und mich selbst anerkennen und wertschätzen. Oft braucht es einige Übung, damit ich erkenne: „Ich bin, was ich bin, und das ist in Ordnung.“
Wir bei Caspar Health und in der Caspar Clinic sind „healthy together”
Bei Caspar Health ist seelische Gesundheit im Sinne von Wertschätzung und Wohlbefinden ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. Wir achten einander und achten aufeinander – und wir teilen unser Wissen und unsere Erfahrungen in der Reha-Nachsorge bei IRENA, Psy-RENA und IRENA-Psychosomatik sowie in der Prävention. So können wir unsere Patient*innen nach der Rehabilitation dabei unterstützen, ihr körperliches und seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen und im Alltag zu festigen.
Das Schöne ist: Es ist nie zu spät, damit anzufangen. Daran erinnert der Satz des Dalai Lama: „Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben, an denen du nichts ändern kannst. Der eine ist gestern und der andere morgen.“
Und so ist jeder neue Tag auch ein Tag der seelischen Gesundheit.