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Nachsorge im verdienten Rampenlicht

von Jann Gerrit Ohlendorf am 15. November 2024

Foto: Andreas Schwarz, Degemed

Gipfel der Degemed in Berlin verdeutlicht Wert und Bedeutung für eine gelingende Rehabilitation

Wie können wir den Wert der Nachsorge in der Rehabilitation verdeutlichen, und das sowohl bezogen auf ihre Relevanz für den individuellen Therapieerfolg wie auch als Beitrag zur Sicherung von Teilhabe und Erwerbspotenzialen einer alternden Gesellschaft? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen über die Wirksamkeit vor – und welche Versorgungslücken gilt es noch mit konventionellen und digital unterstützten Angeboten zu schließen? Im Innovationsforum der Deutschen Gesellschaft für medizinische Rehabilitation (Degemed) entstand im Frühjahr die Idee, der Nachsorge als Versorgungsleistung mit einem eigenen Format breiten Raum einzuräumen. Dazu kam, dass durch die abrupte Kürzung der Vergütung für digitale Nachsorgeangebote durch die Deutsche Rentenversicherung (DRV) das Thema Nachsorge für die Branche auch zu einem Testfall für die angemessene Leistung von Reha-Leistungen geworden war.

Am 7. November 2024 war es dann soweit: Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis kamen in Berlin zum ersten Degemed-Nachsorgegipfel zusammen, um über die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Möglichkeiten der flächendeckenden Nachsorgeangebote zu diskutieren. Als Fördermitglied der Degemed und durch die Beteiligung am Innovationsforum war Caspar Health in die Vorbereitung des Nachsorge-Gipfels eingebunden.

Wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Ansätze

In der Theorie ist es seit Jahren bekannt: Nachsorgeleistungen erhöhen die Nachhaltigkeit und Effektivität von Rehabilitationsmaßnahmen. Sie sind ein unverzichtbarer Baustein in der Regelversorgung, um den Erfolg der Rehabilitation zu sichern. Vor allem die Deutsche Rentenversicherung hat in den vergangenen Jahren viel dazu beigetragen, die zuvor sehr heterogenen Konzepte und Modellprojekte zu systematisieren. Doch wie steht es um die Evidenz, wie funktioniert Nachsorge in der Praxis in den verschiedenen Kostenträger-Strukturen und wie lassen sich bestehende Versorgungslücken schließen? Der Degemed-Nachsorge-Gipfel zeigte den Status Quo und lieferte zugleich Impulse für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung – so lautete auch das Fazit des Veranstalters in einer Pressemitteilung nach dem Gipfel.

Im ersten Teil der Veranstaltung präsentierten Wissenschaftler*innen aktuelle Studien zur Nachsorge. Frank Micheel vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung eröffnete das Programm und skizzierte die sehr klar absehbaren Herausforderungen des demografischen Wandels für die deutsche Gesellschaft und das Gesundheitswesen – eine Analyse, die klar machte, wie wichtig es nicht nur aufgrund der Sicherung von Erwerbspotenzialen sein muss, eine möglichst nachhaltige Gesundheitsversorgung zu erreichen. Prof. Ruth Deck und Mercedes Rutsch vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein stellten Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit von Nachsorgeprogrammen vor. Ihr Fazit lautete: Nachsorge hat sich in vielfachen Formen bewährt – aber es mangelt noch am Transfer zwischen Forschung und Praxis.

Wege zu einer Weiterentwicklung der Nachsorge

Vertreter der DRV, des AOK-Bundesverbands und die DEGEMED-Vorstandsvorsitzende Frau Dr. Constanze Schaal diskutierten anschließend in einer lebhaften Paneldiskussion über die Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten einer zukunftsfähigen Reha-Nachsorge: Wie kann sichergestellt werden, dass wirklich alle, die eine Nachsorge benötigen, auch eine erhalten? Vor allem Dr. Jürgen Malzahn vom AOK Bundesverband als Vertreter einer gesetzlichen Krankenkassen, die ihren Versicherten bislang in der Regel keinen Zugang zu qualitativ hochwertigen Nachsorgegprogrammen in den Reha-Einrichtujngen bietet, hatte in der Diskussion nicht immer einen leichten Stand. Allerdings verhehlte die Degemed-Vorsitzende in der Diskussion auch nicht das Unverständnis in der Branche über eine sehr unglückliche Entscheidung der DRV-Gremien, die digitale Nachsorge durch eine drastische Vergütungskürzung in diesem Jahr auszubremsen und für viel Aufruhr in der Reha-Branche zu sorgen.
Andreas Konrad, Abteilungsleiter Rehabilitation bei der DRV Bund, gab vorsichtig Entwarnung für das kommende Jahr, ohne sich bereits auf genauere Aussagen festlegen zu wollen. Klar wurde in der lebhaften Diskussion zumindest, dass die DRV die Digitalisierung inzwischen als strategisch relevant betrachtet, um Versorgungslücken zu schließen und die Versorgung zu verbessern. Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, hatte seine Teilnahme am Nachsorgegipfel aufgrund der Auflösung der Regierungskoalition am Vortag (ebenso wie drei Bundestagsmitglieder aus Regierungsparteien und Opposition) kurzfristig absagen müssen und stattdessen ein Statement übermittelt: Unter Nutzung digitaler Angebote sollten demnach Akutbehandlungen, Rehabilitations- und Nachsorgelleistungen noch flexibler ineinandergreifen, und das trägerunabhängig. In der Diskussion wäre damit auch das Thema Vision abgedeckt worden, denn wie die Panel-Diskussion deutlich machte, sind GKV- und DRV-Systeme weiterhin scharf voneinander abgegrenzt. Auch bis zu wirklich reibungslos aufeinander abgestimmten Patient Journeys ist es in Deutschland offensichtlich noch ein weiter Weg.

Einblicke und Best Practice im Praxisforum

Das erhoffte Highlight des Nachsorgegipfels war das Praxisforum: Vertreter*innen aus fünf Reha-Kliniken, unter ihnen das Klinikzentrum Bad Sulza, Rehaklinik Miriquidi, das Vamed Rehazentrum Karlsruhe und das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen gaben praxisnahe Einblicke in ihre aktuellen Nachsorgeangebote.

Die digitale Nachsorge mit Caspar Health stand im Zentrum der Präsentation, in der Michael Bull am Beispiel der Ebel Klinik Moorbad Bad Doberan Erfolgsfaktoren bei der Implementierung der digitalen Nachsorge erläuterte. Schon im Frühjahr hatte es in Bad Doberan einen Rekord gegeben, damals war die 2.000 Patientin in der Nachsorge begrüßt worden.

Bald wird diese Klinik 2.500 Patient*innen eine digitale Nachsorge ermöglicht haben, so viel wie keine andere in Deutschland. Erfahrungen aus Bad Doberan sind daher für alle Einrichtungen spannend, die vor dem Schritt Richtung Digitalisierung stehen oder aber das ganze Potenzial der Digitalisierung für sich nutzen wollen.

Reha Nachsorgegipfel

Michael Bull berichtet beim Reha-Nachsorge-Gipfel über die Erfolgsfaktoren bei der Implementierung der digitalen Reha-Nachsorge - Alle Fotos: Andreas Schwarz, Degemed

Zur Pressemitteilung der Degemed

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Was man sich ansieht, kann man oft besser verstehen, klar. Warum ist die Kombinierte Versorgung, also die Kombination aus digitaler Therapie und Begleitung durch medizinisch-therapeutisches Personal durch ein digitales Gesundheitszentrum selbst für die Insider der Branche nicht leicht zu verstehen?

Es ist verständlich, dass die Kombinierte Versorgung für Außenstehende schwer nachvollziehbar ist, da sie sowohl im deutschen Gesundheitssystem als auch in der Rehabilitationsbranche eine noch wenig bekannte und innovative Versorgungsform darstellt. Diese Herangehensweise verbindet das Beste aus der digitalen und der analogen Welt.

Unsere Kombinierte Versorgung ermöglicht es, Hürden zum Zugang zur medizinischen Betreuung abzubauen. Durch softwaregestützte Therapie können Patient*innen zeitlich und örtlich flexibel trainieren, sich im Alltag gesundheitsfördernd verhalten. So lernen beispielsweise, gesündere Einkaufsentscheidungen zu treffen und wertvolle Informationen über ihren Gesundheitsstatus und weitere relevante Erkrankungen zu sammeln.

Gleichzeitig legen wir großen Wert auf die persönliche Betreuung. Allen Patient*innen steht ein individuell zusammengestelltes Team zur Seite, das sie während der gesamten Behandlung begleitet. Diese persönliche Komponente stellt sicher, dass Patient*innen sich nie alleingelassen fühlen. Das stärkt die Therapiequalität- und -kontinuität. Die fortlaufende Unterstützung durch das Team hilft, die Motivation und Therapietreue der Patient*innen zu erhöhen, da sie wissen, dass sie stets eine*n Ansprechpartner*in haben.

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